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Lob in Krisenzeiten

Leserbrief von Peter Wagner, Wagner-Schuhe, Trostberg

Jeden Abend sehen und hören wir im Fernsehen die Versprechen der Politiker ‒ es hört sich so einfach an, „jedem wird geholfen“, „unbürokratisch“ und „was immer nötig ist“ sind die Worte, die nachhallen und denen man gerne Glauben schenken würde. Doch die Realität sieht leider ganz anders aus!

Ein großes Lob muss ich hier zunächst an meine Einkaufsvereinigung SABU loswerden. Es fliegen so viele Bälle durch die Luft – unterschiedliche Programme der Länder, jetzt des Bundes, ständig neue Bestimmungen und Kriterien. Viele Stellen versorgen einen mit Informationen, doch oft wird das Dickicht dadurch nur größer und die Orientierung schwieriger.

Über den SABU-Newsletter bekommen wir seit Beginn der Krise täglich alles wichtige (Fördermittel, Kurzarbeit, Rechtliches, Warenhandling, Valuta usw.) mit den notwendigen Links und Formularen mitgeteilt – ein super Service, dazu alle Mitarbeiter trotz Notbesetzung und Homeoffice rund um die Uhr erreichbar: Nie war eine Einkaufsvereinigung wertvoller als jetzt in dieser Krise!

Das gleiche Lob darf ich aber auch an Sie als Vertreter der Presse richten, ich spüre wie Sie die Interessen des Handels und der Branche aufnehmen, bündeln und Ihnen eine Stimme verleihen. Das gibt uns „an der Front“ das Gefühl nicht allein zu sein! Ebenso wichtiges ist es in unserer medial schnellen Welt Fake News von den wichtigen Informationen zu separieren. Beispiel: „Kinderschuhverkauf doch noch erlaubt?“ oder „Mietaussetzung nach einem österreichischen Paragraphen, der in Deutschland gar keine Anwendung findet“.

Doch nun zu den Praxiserfahrungen: Wir sind mit sehr vielen Händlerkollegen vernetzt und natürlich hat auch jemand mal Glück und macht die Erfahrung, dass es schnell und einfach geht und den Wünschen entsprochen wird. Mehrheitlich wird jedoch von denselben Erlebnissen berichtet ‒ telefonisch ist niemand erreichbar, E-Mail-Adressen sind oft gar nicht angegeben, Online-Informationen Romane oder doch ohne Antwort auf drängende Fragen, keiner kann einem sagen, ob die Soforthilfen und die Bewilligung des Kurzarbeitergeldes noch rechtzeitig vor dem Monatswechsel eingeht und das größte Problem: Die versprochenen Fördermittel scheinen (wieder) nur die zu bekommen, die es eigentlich gar nicht unbedingt nötig haben. Die Banken müssen für die KfW-Mittel den gleichen Prüf-Bürokratismus betreiben wie in „normalen Zeiten“ und auch die Messlatten sind die gleichen.

Selbst 70 bis 90 Prozent Übernahme des Haftungsrisikos durch den Bund sind für die meisten Banker noch kein Anlass jetzt schnell und einfach zu helfen, von den meisten Kollegen höre ich Absagen, weil die Banken viel zu ängstlich sind, was hier noch an Risiken auf sie zukommen könnte. Aber ist das dann im Sinne der EZB und des Bundeswirtschaftsministers?

Ich würde Sie bitten verstärkt über diese Problematik zu berichten (so wie das Problem auch schon Dr. Benner beim Namen genannt hat). Wenn hier die Politik nicht nachbessert und 100 Prozent Bürgschaften übernimmt bzw. die Verfahren beschleunigt und vereinfacht, befürchte ich, dass wir eine nie dagewesene Wirtschaftskrise und „Geisterstädte“ bekommen werden, denn die Mehrzahl der Betriebe wird diese Phase dann nicht überstehen, denn es geht nicht nur um die Zahlungen zum Monatswechsel, es geht um die Einnahmeausfälle über mehrere Wochen und die Nachfragezurückhaltung und den Preiskrieg der notleidenden Händler danach. Schon jetzt beobachten wir online Rabatte auf Neuware von über 30 Prozent, da ahnt man was passiert, wenn die Läden wieder öffnen und die allgemeine Liquiditätssituation nicht von der Politik entspannt wird.

Doch bleiben wir positiv, Not macht auch erfinderisch und stärkt den Zusammenhalt, hier sieht man auch schon gute Ansätze.

Peter Wagner, Wagner-Schuhe, Trostberg

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