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„Wir müssen Partnerschaft neu definieren“

Leserbrief von Bert Laner von der Laner. Schuh GmbH

Unser Leser Bert Laner hat sich in einem Leserbrief an SHOEZ Gedanken zur Situation der Branche gemacht,

Die derzeitige Situation war vor 2 Wochen noch unvorstellbar und stellt den stationären Handel, d.h. auch uns Schuhhändler vor schier unlösbare Probleme. Ich glaube nicht mehr daran, dass die behördliche Schließung schadlos an uns vorübergeht – auch wenn einige Lieferanten derzeit noch glauben, Sie könnten liefertechnisch zur Tagesordnung übergehen und die restlich bestellte Ware für FS 20 unbeschadet „einfach“ ausliefern.

Warum?

1. Die Liquidität lässt dies bei Vielen gar nicht zu – etliche Handelsempfänger werden aufgrund der finanziellen Situation gezwungen sein, vom Eigentumsvorbehalt Gebrauch zu machen und dies hilft unseren Lieferanten dann auch nicht weiter –die dann bereits ausgelieferte, aber aufgrund fehlender Liquidität nicht bezahlt Ware muss dann wieder zurückgeholt werden.

2. Ich gehe davon aus, dass 30 % der Geschäfte das Jahr 2021 nicht mehr erleben werden.

3. Durch die entgangene Verkaufszeit, werden die Geschäfte dem Warendruck auf der Verkaufsfläche und im Lager nicht standhalten können und schlicht zusammenbrechen –gar nicht davon zu sprechen, was passiert, wenn auf ein prall gefülltes Warenlager dann noch die HW20-Ware geliefert wird.

4. Preisschlachten und Rabattaktionen werden die Wochen nach der Wiedereröffnung bestimmen und uns realistisch gesehen, weitere Probleme in Sachen Liquidität bescheren.

… etc. -die Liste ist Endlos

Valuta wird dem Schuhhandel sicherlich nicht reichen.

Also lasst uns gemeinsam Lösungen finden, um aus der Misere, in der wir jetzt alle stecken, bestmöglich wieder rauskommen. Lasst uns ehrlich partnerschaftliche Lösung finden, wie wir mit der noch nicht gelieferten Ware umgehen könnten:

1. 20-30 % Corona-Rabatt. Ich gehe davon aus, dass die Auslieferungsquoten der FS20-Saison, Stand heute, bei rund 80 % liegen – dies wäre partnerschaftlich und gibt uns Händlern zumindest ein bisschen Luft.

2. Eine Lieferung im Jahr 2021 anbieten. Dies würde uns Händlern sicherlich in dieser Situation auch helfen –das heißt, der Geschäftsabschluss ist verschoben, aber nicht aufgehoben.

3. Die Grundspanne von 2.5 bis 3.0 als Minimum-Spannen, mein persönliches Lieblingsthema, welches gerade jetzt überdacht, diskutiert und neu bewertet werden muss. Viele Lieferanten des Schuhhandels sind im Jahr 2020 noch mit einer Grundspanne von unter 2.5 am Markt und empfinden dies als partnerschaftlich. In Sachen Spannen können wir von unseren Kollegen der Textilindustrie einiges lernen. Es kann doch nicht sein, dass wir immer noch mit Handelsspannen arbeiten, die dem letzten Jahrhundert entsprungen sind – und dies bei ständig steigenden Kosten.

Ein gutes Geschäft, ist immer für beide Seiten gut.

Was nützt also dem Schuhhandel eine Rücknahme, wenn die Spanne zum einen nicht kostendeckend ist und Schuhe letzten Endes für ein und denselben Endverbraucher(über Outlet, Internet…) zum reduzierten Preis im Markt angeboten werden.

Wenn alle Lieferanten die Grundspanne auf ein Minimum von 2.5 bis 3.0 erhöhen, verschieben sich Eckpreislagen ‒ ja, aber es trifft alle gleichermaßen. Für die produzierende Industrie würde das bedeuten, es trifft nicht ihre eigene Spanne am Produkt, es müssen einfach die VERKAUFSPREISE nach oben gebracht werden.

Der Schuhhandel braucht, um modern verkaufen zu können, endlich höhere Deckungsbeiträge ‒ für eine moderne Ladeneinrichtung, perfekt geschultes und qualifiziertes Personal und zeitgemäßen Service.

Nicht allein das Internet ist an der schlechten Entwicklung des stationären Schuhhandels der letzten Jahre schuld. Unsere Branche braucht endlich ein Werkzeug, seine Probleme selbst zu lösen – und dieses Werkzeug heißt aus meiner Sicht, bessere Handelsspannen. Wir sind meines Wissens die Mode-Handelspartner mit den schlechtesten Spannen überhaupt und das seit vielen Jahren. Die unverbindlich empfohlenen Handelsspannen müssen erhöht werden.

Und jetzt frage ich mich, wo ist hier die Partnerschaft, wenn die Produkte 10 % zu günstig verkauft werden und uns die Hände gebunden sind in Sachen kostendeckender Handlungsfähigkeit.

Die entstehenden Kosten durch Covid-19,müssen binnen der nächsten Jahre zurückbezahlt werden, denn die viel diskutierten Staatshilfen werden keine Geschenke, sondern Kredite sein, für die wir selbstaufkommen werden müssen. Der Schuhhandel braucht jetzt neue Denkansätze und neue Lösungen und keine sture Belieferung von Waren.

Vielleicht ist diese Krise die Chance Dinge neu zu Denken und fangen wir an echte Partnerschaften zu entwickeln. Bleiben wir alle gesund und finden wir die richtigen Lösungen.

Bert Laner, Laner. Schuh GmbH, Innsbruck

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